Achtung wild! Oktober 2013


Unsere heimische Vogelwelt hat es immer schon gewusst. Wildfrüchte sind genial!

Im Herbst schlagen sie sich ihre Bäuche voll. Auf der Liste stehen u.a. Hagebutten, Holunder-, Berberitzen- und Sanddornbeeren oder die Früchte der Schlehensträucher. Dabei sind die Vögel durchaus wählerisch. Von Jahr zu Jahr kann die Vorliebe zu bestimmten Früchten wechseln. Um gut durch den Winter zu kommen, müssen unsere gefiederten Freunde ihr Immunsystem auf Touren bringen. Ihre Früchtewahl ist  beneidenswert, denn sie verzehren z.B. mit den Hagebuttenfrüchten der Heckenrose die Vitamin C-reichste Frucht in unseren Breitengraden. Sie liefern 5x mehr Vitamin C als  Zitronen. Da sie im Gegensatz zu den Exoten am Strauch ausreifen, wird dem Genießer ein bestmöglichster Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen geliefert. Dieser natürliche Vitamin- und Mineralstoffcocktail  ist auch für den menschlichen Organismus ideal. Im Herbst kann eine vierwöchige Vitaminkur mit frischen  Hagebutten durchgeführt werden. Gut geeignet sind dafür die Früchte der Rosa gallica, auch Essigrose genannt. Jeden Morgen und jeden Abend pflückt man eine Hagebutte vom Strauch, reinigt sie und entfernt alle Kerne und Härchen. Dann genießt man sie nach dem Frühstück, beziehungsweise nach dem Abendbrot. Die Kerne und Härchen müssen unbedingt entfernt werden, da sie den Magen reizen können. Sie sind mir nur zu gut aus Kindertagen als „Juckpulver“ bekannt.

Nun möchte nicht jeder Mensch mit den Federträgern in Konkurrenz treten und ihnen die wertvollen Köstlichkeiten abjagen. Hinzu kommt die Wehrhaftigkeit der jeweiligen Gehölze. Lange, ja geradezu mörderische Dornen oder Stacheln, z.B. der Schlehen- und Sanddornsträucher, lassen schnell die Lust an selbst gesammelten Wildfrüchten vergehen. Bitte fragen sie ggf. die Besitzer der Wildhecken, bevor sie sich bedienen.

Der Handel bietet uns mittlerweile ein großes Angebot von Wildfrüchteprodukten an. Die Zutatenliste der Produkte informiert sie über den tatsächlichen Fruchtgehalt und die verwendeten Wildfrüchten. Sie können wählen zwischen Säften, Marmeladen, Trockenfrüchten oder  Früchtetees. Auch hier ist die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen zu erwarten. Beispielsweise geht beim Kochen der Hagebuttenmarmelade oder beim Aufbrühen eines Hagebuttenschalentees nur sehr wenig Vitamin C verloren. Grund für dieses Phänomen ist das saure Milieu, welches die Frucht mit sich bringt. Ich empfehle für die Erkältungszeit 3x pro Tag eine Tasse Hagebuttenschalentee zu trinken. Um die beste Ausbeute mit einem Aufguss von hartschaligen Früchten zu erzielen, muss man die Schalen idealerweise über Nacht in Wasser einweichen. Am nächsten Tag wird das Einweichwasser mit den Schalen kurz aufgekocht. Abdecken und  mindestens 15 Minuten ziehen lassen, dann abseihen und genießen.

 

Für 1 kleine Tasse Tee (150ml) rechnen Sie bitte 1 Teelöffel Schalenfrüchte. Es ist auch durchaus möglich, die Tagesration Tee in einer Warmhaltekanne mit zur Arbeit zu nehmen. Der Hagebuttenschalentee ist natürlich auch kalt zu trinken. Das gefällt Kindern sowieso besser. Er lässt sich u.U. hervorragend mit anderen Teesorten mischen… oder mit einem Schuss Apfelsaft? Im Ranking der Vitamin C-Lieferanten stehen die Hagebutten unangefochten an erster Stelle, gefolgt von den Sanddornbeeren und unseren „gezähmten Wilden“, den schwarzen Johannisbeeren.

 

 

© Heidi Schröder